neue dimensionen im schloss

Ein Schlösschen aus dem 18. Jahrhundert und moderne Quilts, passt das zusammen? Es passt.

Wie in der Roth-Hilpoltsteiner VolkszeitungExterner Link berichtet, stellten die modern art quilters zum bereits dritten Mal im Seckendorff-SchlossExterner Link in Roth (Mittelfranken) aus. Knapp 90 Werke, die seit der letzten Ausstellung entstanden, wurden in fünf Räumen den etwa 400nbsp;Besucherinnen und Besuchern am 18. und 19.nbsp;Oktober 2014 präsentiert. Dabei stand die Veranstaltung noch im Frühjahr in Frage. Die Gründerin und treibende Kraft hinter den modern art quilters, Angela Alokones, verstarb ebenso plötzlich wie unerwartet im März dieses Jahres. Trotz des Schocks beschlossen die sieben verbliebenen Quilterinnen, die Ausstellung nicht abzusagen.

Natürlich wurden Alokones' letzte Arbeiten in die Ausstellung integriert, darunter ein Zyklus von fünf Werken, die verschiedenfarbige, großformatige Variationen eines Pflanzenblatts auf schwarzem Hintergrund darstellen und die im Treppenaufgang beeindruckend zur Geltung kamen. Doch dieses Wochenende sollte nicht im Zeichen der Trauer stehen, ganz im Gegenteil. Mit ihren farbprächtigen Quilts feierten die Quilterinnen die moderne Kunst – nicht ohne Augenzwinkern. Eine Serie selbstironischer Selbstporträts, mit Zigaretten, Schmuckstücken und kreativ gestalteten Haaren, entlockte den Besuchern ein Schmunzeln. Ein Raum voller Hortensienbilder schaffte eine zauberhaft leichte Stimmung. Die Venedig-Werke, die 2013 anlässlich eines venezianischen Fests in Roth in Auftrag gegeben wurden, zeigten die Vielfalt der Stile der Künstlerinnen – von der klassisch gestalteten, handwerklich perfekten Darstellung einer Maske über fast fotorealistische Ansichten bis hin zu abstrakten Werken.

Und nicht zu vergessen, die Aufgabe, die sich die modern art quilters bei der Planung der Ausstellung selbst gestellt hatten: Sie wollten erkunden, wie man mit Quilts dreidimensionale Körper gestalten kann. Jede Künstlerin erhielt einen Teil des Farbkreises zugewiesen, mit diesen Farben sollte sie ein geometrisches Objekt ihrer Wahl gestalten. Sie entschieden sich für Kugeln, Pyramiden, Würfel und einen Zylinderstumpf. Dabei wurden sie mit Schwierigkeiten konfrontiert, die mit zweidimensionalen Quilts nicht auftreten: Welcher Grundkörper kann verwendet werden? Wie erzeugt man bei Kugeln saubere, glatte Nähte und Oberflächen? Wie werden dreidimensionale Objekte am besten ausgestellt? Nicht nur nach Ansicht der Besucher lösten die modern art quilters diese Aufgaben mit Bravour. Sieben Kugeln verschiedener Größe hingen vom 1. Stock ins Erdgeschoss, ein Ensemble von sechs blau-grün gestalteten Pyramiden auf filigranen Ständern lud ein, vielfältige Perspektiven zu entdecken, ein Würfel spielte faszinierend mit der optischen Täuschung eines in ihm schwebenden zweiten kleineren Würfels.

Die Quilterinnen präsentierten wieder einmal die volle Bandbreite ihrer Interessen und Fertigkeiten und regten manch eine Besucherin – und vielleicht auch den ein oder anderen Besucher – an, häufiger zu Nadel und Faden zu greifen. Wer diese Ausstellung verpasst hat, kann einen Teil der ausgestellten Werke und Informationen über die Künstlerinnen auf dieser Website sehen. Viel beeindruckender ist es aber, die Quilts live, aus nächster Nähe zu erleben. Die modern art quilters planen, in zwei Jahren an gleicher Stätte wieder auszustellen. Die vhs RothExterner Link, heute Hausherrin im Schloss des Oberamtmanns Robert von Seckendorff, würde sich freuen – und mit ihr alle Kunst- und Quilt-Interessierten im Großraum Nürnberg.

Blick auf die Galerie im Seckendorff-Schloss

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